Geschichte 1998 – 2014

Acht Weltreligionen – Judentum, Baha’i, Islam, Hinduismus, Christentum, Buddhismus, Aleviten und Sikh – leben in guter Nachbarschaft unter einem Dach und sind interessiert an Begegnungen mit der ganzen Gesellschaft.

Dies ist die Vision, welche mit dem Projekt «Haus der Religionen» verfolgt wird. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, wurde der Verein «Haus der Religionen – Dialog der Kulturen» durch eine Planungsgruppe ins Leben gerufen.

1998

Unter dem Titel „Ohne Grund geht niemand nach Bümpliz“ veröffentlicht das Stadtplanungsamt Bern eine Image-Studie über den Berner Westen.

Zur Aufwertung des Stadtteils schlägt der Autor, Christian Jaquet, u.a. vor: „Die Bundeshauptstadt ist der prädestinierte Standort für ein neues und in der Schweiz einzigartiges Haus der Kulturen und Religionen.“

1998

Ab 1998 prüft die Herrnhuter Kirche, seit 1740 in Bern vertreten, den Ansatz für eine neue Arbeit in der Region Bern, die sich Minderheitengruppen und dem interreligiösen Dialog widmen soll.

Nachdem eine grosse Bereitschaft der Unterstützung durch die OeME-Stelle und den Synodalratspräsidenten der Reformierten Kirchen in Aussicht gestellt wurde, wird ein Mitarbeiterehepaar für zunächst fünf Jahre ab 1. August 2000 berufen.

2000

An der Sitzung des Runden Tisches der Religionen vom 30. November 2000 im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde Bern sind Christian Jaquet (Imagestudie Bern West) und Hartmut Haas (Herrnhuter Projekt) eingeladen, erstmals ist „die Vision eines Hauses der Religionen und Kulturen in Bern- Bümpliz“ ein Thema.

„Der Runde Tisch ist bereit, dieser Vision auf die Beine zu helfen“, vermeldet das Protokoll. Zur Konkretisierung dieser „Geburtshelferdienste“ wird eine sechsköpfige Projektgruppe gebildet.

August: Im Berner Münster wird die Ausstellung des Projekts „Weltethos“ von Hans Küng gezeigt. In einem Begleitprogramm werden unter dem ergänzenden Titel „Berner Ethos“ gut besuchte Führungen zu den Zentren der Minderheitenreligionen auf dem Platz Bern durchgeführt.

2001

Oktober: Zum 100. Jubiläum der Verleihung des Friedensnobelpreises an Henri Dunant erklärt die Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz in einer Rede in Heiden AR: „Der zerstörerischen Wirkung des Gegeneinander (11.09, Terroranschläge in den USA) müssen wir – so utopisch verrückt es gerade jetzt erscheinen mag – die Kraft des Miteinander entgegen halten, die Kraft des Dialogs.

Ich finde es deshalb sehr ermutigend und unterstützenswert, dass in Bern ein Haus der Religionen und Kulturen entsteht, in dem alle grossen Religionen unter einem Dach, das sie gemeinsam tragen, vereint sind und den Austausch pflegen.“
Quelle: Archiv admin.ch

2002

April: Der ‚Verein Haus der Religionen – Dialog der Kulturen‘ wird in der Schule Schwabgut in Bern-Bümpliz gegründet.

22 Personen sind anwesend, sie repräsentieren sechs Weltreligionen, auf christlicher Seite sind vier Konfessionen vertreten. Als juristischer Berater wirkt Fürsprecher Ueli Friederich mit.
Im Herbst 2002 entsteht in Zusammenarbeit mit bauart Architekten eine Machbarkeitsstudie. Ziel der Studie ist es, Ideen für ein «Haus der Religionen» zu entwickeln und in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Religionsvertretern ein Raumprogramm zu erarbeiten. Die Resultate dieser Machbarkeitsstudie werden im Dezember 2002 anlässlich einer sehr gut besuchten öffentlichen Veranstaltung im Kornhaus Bern präsentiert.
Mai 2002 in der Schwabgutschule Bern-Bümpliz wird erstmals ein viertägiges Fest der Religionen und Kulturen, das Fête KultuRel durchgeführt. Die Schulräume verwandeln sich in Kirche, Moschee oder Tempel. Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz und Schriftsteller Franz Hohler wirken mit. Es entsteht eine „Friedenswand“ als symbolischer Grundstein für das Haus der Religionen in Zusammenarbeit mit Künstler Hans Schöpfer, der Schülerschaft und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Sie ist heute Teil des Eingangsbereichs zur Schule.

2003

Im Frühjahr 2003 wird der Gemeinderat der Stadt Bern angefragt, stadteigene Parzellen und Liegenschaften vorzuschlagen, bei welchen sich die Stadt ein «Haus der Religionen» vorstellen könnte. In seinem Antwortschreiben nennt der Gemeinderat 7 Standorte auf dem Gemeindegebiet der Stadt Bern.

Der Verein «Haus der Religionen – Dialog der Kulturen» entscheidet sich in der Folge, drei Standorte näher zu untersuchen. Es sind dies die Standorte «Glockenstrasse 3-5, Bümpliz», «Europaplatz, Ausserholligen» und «Bahnstrasse 21, Bern». bauart Architekten wird beauftragt, Situationsanalysen der einzelnen Standorte zu erarbeiten und Lösungsmöglichkeiten für ein «Haus der Religionen» aufzuzeigen.
Im März 2003 wird mit Unterstützung der Bundeskanzlerin Annemarie Hu- ber-Hotz, Gemeinderätin Edith Olibet und Vertretern der Kirche eine Finanzierungskonferenz im Käfigturm, dem Politforum des Bundes, durchgeführt.
Die sehr gut besuchte Veranstaltung bleibt ohne nachhaltige Wirkung.

2004

Ab Frühjahr 2004 liegt der Schlussbericht von bauart Architekten mit einer Standortanalyse vor. Der Europaplatz in Ausserholligen ist klarer Favorit. Der Entscheid, sich auf diesen Standort zu konzentrieren, markiert einen weiteren Meilenstein im Projekt «Haus der Religionen».

Im September 2004 wird im Rahmen des Fête KultuRel das Konzept für die Überbauung des Europaplatzes öffentlich vorgestellt. bauart Architekten präsentiert dazu in einen Ausstellung Mo- delle, Pläne und Bildmaterial. Ein Forum, an dem sich Edith Olibet für den Gemeinderat der Stadt Bern und Guido Albisetti für eine künftige Stiftung Haus der Religionen beteiligt, stellt das Gesamtprojekt auch in seiner Bedeutung für Stadt, Kanton und über die Region Bern hinaus vor.

2005

Sommer 2005. Nachdem der Gemeinderat der Stadt Bern im Juni den Grundzügen für eine Rahmenvereinbarung zur Realisierung des Projektes Haus der Religionen – Dialog der Kulturen zugestimmt hat – definitiv fällte der Stadtrat im Januar 2006 dazu seinen positiven Entscheid – wird das Baugesuch für die Überbauung Europaplatz Ausserholligen mit dem Teilbereich Haus der Religionen Ende Juli 2005 eingereicht.

Die Tsunami-Katstrophe von Ende Dezember führt am 5. Januar 2006 zu einer berührenden Gedenkfeier im Berner Münster, in der der Verein Haus der Religionen den interreligiösen Teil gestaltet. Die Öffentlichkeit und die Medien nehmen diese Feier intensiv auf.
Der Verein Haus der Religionen beteiligt sich an der Veranstaltung ‚Scienceet Cité‘ mit einer Ausstellung ‚Zwölf Tische‘. Auf ihnen werden religiöse und gesellschaftliche Verwerfungsgeschichten durch die Geschichte dargestellt. Das Vorhaben wird grosszügig durch die Abteilung Kulturelles der Stadt Bern unterstützt.

2006

März: Die Stiftung Europaplatz – Haus der Religionen wird an der Zeughausgasse 18 gegründet, Guido Albisetti amtet seither als ihr Präsident. Die Stiftung übernimmt die bauseitige Verantwortung. Ein Vertrag regelt das Verhältnis zwischen Stiftung und Verein.

Sommer 2006. Durchführung des 3. Fête KultuRel auf dem Gelände und mit der BFF, der Berufs- Fach- und Fortbildungsschule des Kantons Bern. Die Eröffnungsfeier mit Besucherinnen und Besuchern aus sieben Weltreligionen findet in der bis auf den letzten Platz besetzten Berner Synagoge statt.
Die Architekten von bauart/urbanoffice informieren mit einem neuen Modell über das Projekt Haus der Religionen. Der Verein Haus der Religionen – Dia- log der Kulturen erhält den Integrationspreis der Stadt Bern.

2007

Am 11. April kann bei einer gut besuchten Medienkonferenz und in Anwesenheit des Berner Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät die Baubewilligung für das Gesamtprojekt Europaplatz verkündet werden. Die Mitteilung findet weite Aufnahme in der Schweizer Medienlandschaft.

Zur gleichen Zeit befindet sich der Verein in einer Krise. Sehr grosse Ansprüche an das, was ein Haus der Religionen sein soll, erschweren die Suche nach realitätsnahen Lösungen. Dennoch wird am neuen Standtort des Vereins, der provisorischen „Werkstatt“ an der Schwarztorstrasse, ein umfangreiches Programm entfaltet.
Gerda Hauck übernimmt an der Jahresversammlung im Juni das Präsidium des Vereins.

2008

Am 4. Fête KultuRel Ende August unterzeichnen fünf Religionsgemeinschaften ihre Bereitschaftserklärungen zur bauseitigen Beteiligung. Gleichzeitig erklären weitere Religionen und kulturelle Institutionen ihre Bereitschaft, verbindlich auf der Plattform „Dialog“ mitzuwirken.

Die Firma Halter Entwicklungen aus Zürich ist in das Projekt Europaplatz eingestiegen und vom „Virus“ Haus der Religionen angesteckt.
Neben dem „inspirierenden“ Fête KultuRel ist der Besuch von Bundespräsident Pascal Couchepin im September ein besonderes Ereignis. Seine Visite gilt den Muslimen, die für den Fastenmonat Ramadan die Werkstatt an der Schwarztorstrasse in eine Moschee verwandeln.
Mit neuen Statuten bereitet sich der Verein im Oktober vor, nach der ‚Planung und Projektierung‘ nun auch die volle betriebliche Verantwortung im Hinblick auf den Neubau am Europaplatz zu übernehmen.

2009

Für das Bauprojekt Europaplatz werden durch die Firma Halter Entwicklungen neue Grundlagen geschaffen. In verschiedenen Varianten werden Pläne vorgestellt, wie das Haus der Religionen eine direkte Verbindung zur Freiburgstrasse erhalten und gleichzeitig höhere Wirtschaftlichkeit der übrigen Nutzungen erzielt werden kann. Die Einheit Haus der Religionen wird stärker von den kommerziellen Nutzungen getrennt.

Der Verein Haus der Religionen führt an seinem Zwischenstandort Schwarztorstrasse erfolgreich Ausstellungen, Seminare und Veranstaltungen durch. Der Auftritt der Künstlergruppe öff öff mit ihrer Installation Orbit setzt ein besonderes Zeichen.
Erhebliche Sorgen bereitet die sichere Finanzierung des Vereins. Die grösste Last tragen weiter die kleinen Gruppen der Herrnhuter in der Schweiz. Die Landeskirchen wägen ihr finanzielles Engagement vorsichtig ab. Der Gemeinderat der Stadt Bern will erst nach der Realisation des Neubaus seine materielle Zusage umsetzen. Die Stiftung Europaplatz und die Herrnhuter in der Schweiz entscheiden sich, für zwei Jahre die Lasten von fehlenden 70‘000 Franken zu teilen.
Anfangs November erfolgt der Besuch von Ursula Streit am Standort Haus der Religionen Schwarztorstrasse. Nach der Begehung und dem Gespräch erklärt sie sich bereit, sich mit ihrer Rudolf und Ursula Streit-Stiftung in einem grösseren Umfang für das Projekt auf der baulichen wie betrieblichen Seite zu engagieren. Am Tag seiner Abreise nach Asien gelingt es, sie auch mit dem Präsidenten der Stiftung Europaplatz, Guido Albisetti, in Verbindung zu bringen.

2010

Im Februar einigen sich die Vertreter der Religionsgemeinschaften, des Vereins Haus der Religionen, der Stiftung Europaplatz und die Firma Halter Entwicklungen auf ein Nutzungslayout für das künftige Haus der Religionen. Als Teil des Gesamtkomplexes ist dies die Basis für die erneute Baueingabe, die am 29. April 2010 den Medien vorgestellt wird.

In einem mehrtägigen Veranstaltungszyklus verabschiedet sich der Verein Haus der Religionen – Dialog der Kulturen vom Brunnmattquartier und zieht für eine nächste Zwischenphase an die Laubeggstrasse 21 im Osten von Bern. Die Finanzierungsgesuche für den Neu- bau Haus der Religionen verlaufen enttäuschend. Es scheint keine grössere Institution und kein namhaftes Unternehmen bereit zu sein, sich für das Anliegen eines Dialogs der Kulturen in einem Haus der Religionen zu engagieren. Die problematische Lage der Finanzierung wird in einem Artikel von Christoph Wehrli am 24. Dezember in der Neuen Zürcher Zeitung NZZ öffentlich.
In der gleichen Ausgabe der NZZ erscheint die Anzeige vom Heimgang der Menschenrechtsaktivistin und Freundin des Projekts Haus der Religionen, Anne-Marie Im Hof Piguet. Ihr unkonventionelles Leben motiviert zu unkonventioneller Aktion.

2011

Die Finanzierung gelingt doch: Die Rudolf und Ursula Streit-Stiftung erhöht ihren Beitrag, zahlreiche Privatpersonen und kleinere Institutionen, die beiden Gesamtkirchgemeinden der katholischen und reformierten Kirchen, die Burgergemeinde und schliesslich der Kanton Bern tragen zur Finanzierung des Hauses der Religionen bei.

Ende Juli erhält die Firma Halter AG die Baubewilligung für den Europaplatz. Allerdings stellen sich auch auf dieser Seite Konzept- und Finanzierungsfragen, die bis Januar Klärungen beanspruchen. Der Verein Haus der Religionen verstärkt an der Laubeggstrasse die Frauen- und Familienarbeit sowie den Bildungsbereich. Zusammen mit anderen Organisationen wird eine 4. Berner Nacht der Religionen durchgeführt.

2012

Am 25. April kann der Verein Haus der Religionen – Dialog der Kulturen auf ein erstes Jahrzehnt seiner Tätigkeit zurück blicken. Der Spatenstich für das Bau- vorhaben findet mit einem grossen Fest am 27. Juni statt.

In umfangreichen Verhandlungen, die erst Ende 2013 abgeschlossen werden können, wird zwischen den verschiedenen Ebenen das Vertragswerk für den Gebäudekomplex in Ausserholligen erarbeitet. Die Stiftung Europaplatz regelt dabei die Rechte und Pflichten für die Stockwerkeinheit ‚Haus der Religionen – Dialog der Kulturen‘ Das sechste Fête KultuRel unter dem Motto „Lebenskunst“ ist für die Zeit vom 30. August bis 2. September 2012 in Vorbereitung. Die 5. Nacht der Religionen findet am 10. November statt. Die brandschutztechnischen Umbaumassnahmen an der Laubeggstrasse sind endlich Mitte Juni abgeschlossen.
Das Buch ‚gegenwärtig, noch nicht fertig‘ erscheint im November und erzählt mit Text und Bildern auf 200 Seiten von den Berner Versuchen um einen ‚Dialog der Kulturen‘ und dem Bauvorhaben ‚Haus der Religionen‘.

2013

Bis im Mai ist die Baugrube am Europaplatz ausgehoben, die Grundsteinlegung findet wieder unter grosser Beteiligung der Öffentlichkeit statt, worauf ein eindrücklicher Festakt folgt.

Sorgen bereitet die Restfinanzierung des Bauvorhabens. Die Hürden sind erneut hoch, die fehlenden 1.5 Millionen Franken aufzubringen.
Brigitta Rotach und Markus Röss werden in Teilzeitanstellung Mitarbeitende im Verein Haus der Religionen.
Die Nacht der Religionen im November wird im Campus Muristalden mit der Baha’i-Gemeinschaft eröffnet. Wieder ist das Interesse gross, der Campus und einige Zentren der Religionsgemeinschaften können die Besucher kaum aufnehmen.

2014

Am 14. Januar kann die Weiterführung des Vertragswerkes der Baupartnerinnen mit der Stiftung und von dieser mit dem Verein Haus der Religionen sowie den Nutzern der Religionsgemeinschaften unterzeichnet werden.

Am 13. Februar wird mit einer Veranstaltung im Kornhausforum der bisherige Geschäftsleiter Hartmut Haas in den Ruhestand verabschiedet. Ab 1. März übernimmt diese Aufgabe David Leutwyler.
Bei noch ausstehenden Arbeiten des Grundausbaus werden am 3. Juli den Religionsgemeinschaften ihre Räume zum Innenausbau übergeben. Sehr rasch gehen die Arbeiten im Kirchenraum und im Hindutempel voran, wobei die Überwindung der arbeitsrechtlichen Hürden für elf indische Tempelbaumeister ein zusätzlicher Kraftakt
bedeutet. Der Ausbau der Moschee beginnt nach dem Fastenmonat Ramadan während die Sorgen um die Finanzen bei Aleviten und Buddhisten für Verzögerungen sorgen.
Die Nacht der Religionen im November eröffnet im Stadttheater, wobei das grosse Haus nicht alle Besuchenden aufnehmen kann. Auch andere Orte sind wieder überfüllt oder sehr gut besucht, so an der Laubeggstrasse oder im Le Cap der Französischen Kirche.
Es ist abzusehen, dass die Ausbauarbeiten und die Einrichtung aller Räume am neuen Standort Europaplatz nicht bis Ende November abgeschlossen sein werden. Die Eröffnungsfeier wird aber zum vorgesehenen Termin am 14. Dezember stattfinden. Als Prominenter Redner wird Roger de Weck mitwirken, auch vielen Vertreterinnen von Politik und Wirtschaft werden anwesend sein.
Zusammenstellung: Hartmut Haas

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