Es war einmal ein Baum, der gepflanzt wurde. Er bildete Wurzeln, entwickelte schöne Blüten und trug anschliessend prachtvolle Früchte. Er entwickelt sich immer mehr zu einem stattlichen, standfesten und soliden Gebilde. Die Wurzeln recken sich in alle Richtungen. Jeweils im Frühling trägt der Baum Blüten und im Sommer reifen wunderbare Früchte. Ich stelle mir als Baum einen Apfelbaum vor. Und das Haus der Religionen am Europaplatz ist für mich genau ein solcher Baum.
Seit nunmehr 5 Jahren arbeite ich in der Apotheke im unteren Gebäudeteil, quasi an der Wurzel. Wir sind somit irgendwie Bestandteil des Baumes. Anfänglich bestanden kaum Berührungspunkte. Unsere Öffnungszeiten verunmöglichen meist den Besuch der Veranstaltungen. Dafür erleben wir hautnah, wer ein und ausgeht im Haus der Religionen: wenn sich die beispielweise die festlich gekleidete tamilische Glaubensgemeinschaft in der Etage irrt und in unserem Stockwerk aus dem Lift steigt. Und nun sind etliche Personen, die im Haus der Religionen ein- und ausgehen zu unseren Kunden geworden.
Das Haus der Religionen ist meiner Meinung nach für viele Personen, deren Ursprungsland weit weg ist, zu einem Stück Heimat geworden. Die Pflege der Gemeinschaft und der Kultur ist für sie enorm wichtig. Wir hingegen sind für die körperliche Gesundheit zuständig. Wir können also teilhaben am Wohlbefinden der Gemeinschaft, einfach auf etwas andere Weise.
Wir probieren in unseren Beratungen, die Probleme an der «Wurzel» anzugehen und so sprechen wir auch die gesunde Ernährung an. Und dazu gehören Gemüse oder eben Früchte wie der gesunde Apfel. Es heisst ja auch so schön: An apple a day keeps the doctor away!
Wenn im Haus der Religionen die traditionellen Feste gefeiert werden, ziehen alle ihre schönsten, farbigsten und kostbarsten Kleider an; sie gestalten Umzüge ums Haus und feiern anschliessend auf dem grossen Platz vor der Apotheke. Diese Feste sind voller Lebensfreude und bieten wohl auch ein Stück Heimat mit dem rituellen Umzug und der Musik. Welch Farbenpracht, welch Eleganz dieser Kleider! Ein Höhepunkt der Saison, wie die Ernte der reifen Äpfel.
Ich freue mich schon jetzt wieder auf die grossen Feste zu Ehren der Götter und die fröhliche, laute und farbige Stimmung!
Nicole Liechti